Am 22. Dezember 2019 ist Andro in Brasilien gestorben.
Mit ihm ist ein Mensch gegangen, der Tantra nicht als Lehre verstand,
sondern als gelebten Alltag,
als Haltung des Herzens
und als radikale Einladung, Menschlichkeit wirklich zu verkörpern.
Andro war Tantra-Lehrer, Heilpraktiker, Autor, Forscher, Reisender –
doch vor allem war er ein Lernender, bis zuletzt.
Jemand, der sich selbst nie über andere stellte
und der zutiefst misstrauisch war gegenüber allem,
was sich spirituell nennt, aber nicht im Leben bewährt.
Für ihn war entscheidend,
dass Tantra nicht dogmatisch,
nicht von Macht oder verstaubten Gurustrukturen geprägt
und nicht von Ideologien durchzogen ist,
sondern durch Erfahrung, Begegnung und gelebte Verantwortung wächst.
Tantra als Alltag – nicht als Theorie
Andro betonte immer wieder:
Tantra ist keine spirituelle Theorie,
kein Sonderraum jenseits des Lebens.
Tantra beginnt dort,
wo Menschen achtsam miteinander leben,
wo Kinder respektvoll begleitet werden,
wo Fürsorglichkeit ebenso als Abenteuer verstanden wird
wie Lust, Genuss und Liebe.
Für ihn gehörten diese Pole untrennbar zusammen:
Zärtlichkeit und Wildheit,
Verantwortung und Ekstase,
Tiefe Stille und lebendige Sinnlichkeit.
Sexualität als Quelle von Empathie
Ein zentrales Thema in Andros Arbeit war die Tabulosigkeit der Sexualität –
nicht als Provokation,
sondern als Voraussetzung für authentische Liebesfähigkeit.
Er war überzeugt:
Nur Menschen, die es sich erlauben, sich selbst zu fühlen,
die ihren Körper, ihre Lust, ihre Verletzlichkeit annehmen,
können Mitgefühl entwickeln
in einer Welt voller Gewalt, Krieg und Ungerechtigkeit.
Für Andro war klar:
Herzensfähigkeit entsteht nicht durch Moral,
sondern durch verkörperte Erfahrung.
Ein Leben der Wege
Andro reiste viele Jahre durch Afrika und Asien,
studierte Tantra in Indien,
Buddhismus in Nepal und Tibet,
Zen in Japan,
arbeitete mit Heilpraktiken, Massageformen und Körpertherapie
und verband all dies zu einem multimodalen Ansatz,
der nie starr war, sondern lebendig.
Er gründete 1976 das Diamond Lotus Tantra Institut,
Die älteste Tantra Schule in Deutschland und auch in Europa
und prägte Generationen von Menschen
durch seine Klarheit, seine Warmherzigkeit
und seine tiefe Achtung vor individuellen Wegen.
Sein Vermächtnis
Andro hinterlässt keine fertigen Antworten.
Er hinterlässt Haltungen:
- Mut zur Nähe
- Respekt vor dem Körper
- Vertrauen in die Reifung des Herzens
- Liebe als Praxis
- Freiheit ohne Verantwortungslosigkeit
Und die Erinnerung daran,
dass echte Transformation leise beginnt –
im Alltag,
in Beziehungen,
im eigenen Spüren.
Er bleibt lebendig
in all jenen,
die Tantra nicht lehren wollen,
sondern leben.
Vom Herzen
Saranam