Ein aufregendes Jahr neigt sich dem Ende.

Kurz vor Ende des letzten Jahres verstarb Andro am 22.12.2019 auf unserer Insel, auf der Totenfeier in Berlin Anfang 2020 desinfizierten sich einige Besucher schon die Hände beim Einlass, schmerzlich denke ich an diese Zeit zurück… Was hätte Andro zu dem Spektakel der heutigen Welt gesagt?
Er hat das Weltgeschehen immer sehr genau beobachtet, schonungslos sehend was ist… geschimpft hätte er wie ein Rohrspatz… da bin ich mir sicher !
Wäre er auf die Straße gegangen? … nein, das wäre ihm zu unübersichtlich gewesen.
Der Sinn seiner kraftvollen Botschaft, für die er unermüdlich einstand, forderte ihn zur Genüge.

Heute grüsse ich euch aus meinem etwas zu lockdownigen Retreat.
Natürlich konnte ich die Zeit zur Besinnung und inneren Klärung oder nur zum Faulenzen nutzen… Sinn und Unsinn hielten sich die Waage. Gepuzzelt begegnete ich meiner Unflexibilität auf die Zwangsmaßnahmen mit einer Bockigkeit und Ohnmacht, die mich an meine Kindheitstage erinnerte. Stampf/Mumpf…nein, ich trage keine Maske… nein… ich gebe keine Onlinekurse… nein, ich organisiere keine Zoomveranstaltungen… grrr, das endlose umdaten von Workshops… grrr, das Warten auf die Überbrückungshilfe… meine kleine Welt gerät scheinbar aus den Fugen und das Welt-Theater ist schaurig und empörend wirr. Wenn ich mich da einlasse, spaziere ich von roher Wut zum Weltschmerz und direkt in eine Depression, mit der Hoffnung auf Erlösung.
Nun… da waren wir wohl alle mehr oder weniger eine Zeit lang, oder Hartgesottene verstricken sich weiterhin in dem ewigen Kampf von Gut und Böse im alltäglichen Leben oder der Weltenbühne.

Ein Zweifel nagte länger in mir: Werden wir im Diamond Lotus Institut (ehemals Antinous) weiterhin so arbeiten können?… mit der Konsequenz, einen Erlebnisrahmen für die Sehnsucht der Menschen nach Verbundenheit, Nähe und Berührung zu kreieren?
In dem es erlaubt ist, dies zum Ausdruck zu bringen und darüber hinaus die Welt der rottantrischen Rituale für sich zu erforschen und zu feiern?
Der Möglichkeit die Illusion der Trennung zu erkennen und nachhaltige Transformation zu erfahren?

Innehalten…. raus aus dem Kopfkino… raus aus den Ängsten vor Zukünftigem.
Das Antinous hat schon etliche Herausforderungen gestemmt… ein typischer Satz von Andro war ‘Antinous must go on’.
Wenn alle GaGa waren und in sich keinen Halt fanden, kam seine Aufforderung zur Aufrichtung… mit einem heilsamen Tagesbeginn: frühzeitig aufstehen, keine Nachrichten hören, nicht ans Handy oder Computer gehen vor dem Frühstück, kalte Wanne, nacktes Yoga, mit mindestens einem in der Gruppe meditativ in ‘Sonne und Mond’ sitzen, gemeinsam frühstücken und den Tag gemeinsam planen.
Schon diese einfache Struktur am Morgen ermöglichte uns, alles was an Herausforderndem geschah klarer zu sehen und geschmeidiger, gelassener zu nehmen.
Es lohnt sich im Wirrwarr der Ereignisse innezuhalten und eine tägliche Praxis zu verfolgen und das nachhaltig. Mich hat es durch dieses bewegende Jahr getragen und sehen lassen, dass alles was geschieht, auch das was erst einmal schmerzt, mich/uns einlädt daran zu wachsen.

Die Fülle des Lebens hält unendlich viele verrückte Geschenke bereit… mit der Sichtweise das Leben zu pflücken, verneige ich mich in Dankbarkeit vor dem vielfältigen Ausdruck der Lebendigkeit und halte inne vor dem Sturm… bereit für den nächsten Sprung mit euch in die neue Zeit in Nähe und Verbundenheit.